Callots Stechbüchlein 2

Das durch die Fenster hereinfallende Licht hat die aufliegenden Blätter des Buches gegilbt. Eine große, irgendwo hinter den steifen Tüllgardinen verfangene Schmeißfliege dröhnt in die Stille wie ein Helikopter, der seine Bresche durch einen Lianenwald bahnt und vor Sonnenuntergang nicht daraus loskommt. Jemand legt von draußen die Hand auf die Klinke und drückt sie herab. Das Pendeln der Uhr, die an der hinteren Wand schon seit Uhrzeiten steht, sinkt zu einem Flüstern herab. Nur das Stundenglas im Buche Callots rieselt unbeirrt fort und häuft Düne auf Düne, deren Kämme, wie Wellen vornüber geneigt, zunächst nur über die Buchseiten fluten, dann aber auch Kissen und Schrank, den gläsernen Raum der Vitrine und die Schwelle der Stube begraben, hinter der nun mit einem Schlage die Türe aufspringt und den Blick auf Bunker und knietief gewässerte Reisfelder freigibt.

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