Nostalgie

Einen Sonderfall der Nähe-Ferne-Problematik bietet die Nostalgie.

Umgangssprachlich hat sich dafür der Ausdruck Heimweh eingebürgert.

Es ist das sehnliche Verlangen nach Heimkehr, zurück in eine Heimat, die in diesem Augenblick fernab liegt.

Die Sehnsucht bezieht sich weniger auf einen konkreten geographischen Ort, als eher auf ein Ensemble von Reminiszenzen, Ausmalungen, verklärte vergangene Momente, die sich, nüchtern gesehen, ohnehin nicht zurückholen lassen. In diesem nicht oder niemals, niemals mehr liegt ein Pathos, das zur Nostalgie als schmerzlicher Sehnsucht gehört.

Das Ersehnte ist unwiederbringlich dahin. Doch zugleich findet eine eigentümliche Entzeitlichung statt. Das Erwünschte wird der Vergangenheit enthoben, in die es entrückt scheint, und taucht in das Licht zukünftiger Möglichkeit, nimmt nun, neuerlich entrückt, teil am Glanz kommender Welt und künftigen dauernden Lebens.

Nostalgie ist wörtlich „schmerzhaftes Verlangen nach Heimkehr“.

Das Wort ist eingeführt worden durch Forschungsstudien, die ein gewisser Johann Hofer zuerst mit in der Fremde lebenden Schweizern durchgeführt hat. Als Symptom hat er Nostalgie, als Zusammenfluss von Fernweh und Heimweh,  wie wir sagen würden, an seinen Probanden in dramatischer Steigerung beobachten können. Seine Arbeitsergebnisse sind niedergelegt in einer Schrift, bei deren Anfertigung er betreut wurde durch den Basler Professor J.J. Harder. Das war in im Jahr 1688.

Im 20. Jahrhundert verbreitet sich der Begriff der Nostalgie mehr und mehr und kennzeichnet ein „Verlangen nach früheren Lebensumständen“, sowie eine “melancholische  Sehnsucht nach Vergangenem oder Unbekanntem.[1]


[1] dazu und zum vorangegangenen s. Wolfgang Pfeifer, Etym. Wb. d. Deutschen, 1990, s.v.

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